Im Bekanntenkreis hat es sich herumgesprochen: Ich kenne mich ein wenig mit Gin aus. Eine der häufigsten Fragen ist natürlich, welchen Gin ich empfehle. Meine Standard-Antwort: "Schwierig!" Jeder hat andere (Geschmacks-)Vorlieben. So wenig, wie ich einem Veganer ein Steak als Mahlzeit empfehlen würde (keine Witze jetzt...!), würde ich einem Fan würziger Gerichte und Getränke einen fruchtigen Gin empfehlen oder dem Süßmäulchen einen schweren Kräutergin auf die Zunge legen wollen. Tatsache ist: Gin ist dank unzähliger Destillerien und experimentierfreudiger Brenner geschmacklich so vielseitig geworden, das jeder "seinen" Gin finden kann. Inklusive einem passenden Tonic, wenn er den Gin nicht pur genießen will, sondern in einen Gin Tonic verwandeln möchte.
Es bleibt aber dann die Frage, womit fange ich an. Ein Kriterium ist oft der Preis. Wie viel muss ich investieren, um einen ordentlichen Gin zu bekommen, der mir nicht gleich die Kehle wegätzt? Auch da gilt wie bei vielem: Gutes muss nicht teuer sein. Schon für wenige Euro gibt es den ein oder anderen Gin, der gerade in Kombination mit einem schönen, passenden Tonic den Gaumen gut kitzeln kann. Und von dem es dann auch gerne noch ein zweiter sein darf.
Wer im Supermarkt – und ich gehe davon aus, dass die meisten ihren ersten Gin in einem Discounter erwerben werden, weil auch die mittlerweile hochpreisige und renommierte Marken anbieten –vor dem Regal steht, wird zusammenzucken und es eher sein lassen, weil die Auswahl schon zu viel ist. Aber in dem Falle sollte man einen Blick auf die Etiketten werden, die in der Regel die wichtigsten Botanicals und damit Hauptaromengeber neben dem Wacholder benennen. Wer Kräuter mag, sollte nicht auf einen Gin mit Südfrüchtearomen zurückgreifen, umgekehrt gilt auch: Wer Früchte mag, sollte die Finger von Kräuter- und Gewürzgins lassen. Und: Es sollten nicht zuviel Botanicals drin sein, damit der Gin wirklich eine klare Geschmackslinie auf den Gaumen zaubert.
Das erinnert mich an eine Anekdote aus einem Malt-Whiskey-Tasting, als es um einen der bestbewertesten Sorten überhaupt ging, dem 16 Jahre alten Lagavulin von der schottischen Insel Islay. Ein herrlicher Whiskey, der aber so komplex ist, dass er Einsteiger völlig überfordert und womöglich die Tür zur Malt-Whiskey-Welt zuschlägt, erzählte der Gastgeber bei einer Tastinggelegenheit. Übertragen auf den Gin heißt das: nicht zu komplex, nicht zu überbordend, sondern klare Ansagen, was im Gin drin ist und herausgeschmeckt werden kann. Das trifft auf etliche Gins zu. Einen Hinweis, welche das sind, dürften die Marken mit hohem Bekanntheitsgrad sein. Auch wenn man häufig davon eine gehörige Portion abziehen muss, weil das häufig einem cleveren Marketing zu verdanken ist: Marken, die sich über Jahre oder Jahrzehnte gut verkaufen und das auch noch weltweit, machen vieles richtig. Da sollten Einsteiger ruhig beherzt zugreifen.
Wichtig ist aber auch: Macht keine Wissenschaft draus. Genießt den Gin, pur oder mit Tonic oder auch in anderen Kombinationen, Rezepte gibt es genug. Probiert aber auch mit unterschiedlichen Tonics; es sollte nur nicht unbedingt das Günstigste sein. Da lohnt es sich, wenn man schon mal einen Euro mehr ausgibt. Dazu werde ich mich in einem späteren Blog noch auslassen. Einsteigern wünsche ich ein erfolgreiches erstes Date, für sie, aber auch alle anderen gilt: Immer schön Maß halten und...