Mittlerweile geht es wohl bei keinem Produkt mehr. Irgendwann gibt es seine Sonderserie, die streng limitiert ist und dieses auch deutlich dem Verbraucher klar macht, vom Auto bis zum Süßigkeitsriegel, von der CD bis zur Milchtüte. Meist ist es nur die Verpackung, die anders gestaltet ist, aber eben oft auch der Inhalt - und das gilt leider auch für den Gin. Diese Editionen sollen zweierlei bezwecken: Zusätzlich Kaufanreize mit etwas Druck setzen, damit der Kunde schneller und womöglich verstärkt zugreift. Zum anderen soll er die Endlichkeit eines Produkts signalisieren, wenn der Macher dahinter etwas Neues, etwas Besonderes ausprobieren will.
Alles schön und gut, selbst wenn es ein paar Euro mehr kostet, weil ein besonderer Aufwand dahinter steckt. Nicht gut ist es, wenn diese Editionen nur dazu dienen, zu (extrem) hohen Preisen auf den Markt speziell für Sammler geworfen werden. Dann entfernen sich die Produkte von dem, wozu sie ursprünglich dienen sollten. Im Falle eines Gins vom Genuss. Genießer sind sicherlich bereit, für gute Tropfen auch ein paar Euro mehr auszugeben. Hinter den guten Gins steckt viel Handarbeit, die fair bezahlt werden sollte – und das rechtfertigt oft genug einen höheren Preis. Schwierig wird es, wenn für Editionen dreistellige Preise veranschlagt werden. Wer sich mal mit dem Malt Whiskey Markt beschäftigt hat, weiß, wohin das führen kann.
Vor allem aber gerät das Objekt zum Sammelobjekt, was in Regalen schlummert und gerne mal vorgezeigt oder gar (zu noch höheren Preisen) verkauft wird. Die Hersteller zielen damit auf einen kleinen, sehr kleinen Markt mit betuchter Zielgruppe und entfernen sich damit von dem eigentlichen Freundeskreis guter Tropfen. Der auch bereit ist, faire, aber nicht horrende Preise zu zahlen. Vielleicht sollten sich die Hersteller auch einmal daran erinnern, dass – wir reden jetzt von handwerklich hergestellten Gins mit natürlichen Botanicals – jedes Batch eine streng limitierte Auflage ist. Weil die Zutaten frisch und damit jedes Mal anders sind und sich im Falle einer längeren Lagerung auch andere Einflüsse auf diesen Prozess ergeben. Zugegeben, wer sich an die Originalrezeptur hält, wird immer ein nahezu identisches Ergebnis erhalten, aber eben nur nahezu, auch wenn keiner auf dem Gaumen einen Unterschied schmecken wird. Daher Limited Editions haben ihre Berechtigung, wenn Destillateure was Neues oder was Einmalige ausprobieren wollen - aber bitte nicht zu horrenden Preisen für einen Sammlermarkt, den ich nicht will. In dem Sinne: